SPD-Abgeordnete im Gespräch mit Kreis Pinneberger VHS-Leitungen / mehr Mittel für Integrationskurse und die Erstorientierung gefordert
Die Volkshochschulen im Kreis Pinneberg arbeiten am Limit, wenn es um die Sprachförderung geht. Das machten die örtlichen VHS-Leitungen jetzt im Gespräch mit SPD-Abgeordneten der verschiedenen Ebenen deutlich. So konnte die Volkshochschule Tornesch-Uetersen im Jahr 2022 mit 289 Teilnehmenden an einem Integrationskurs und dazu noch 420 Teilnehmende an anderen Kursen für Flüchtlinge z.B. aus der Ukraine und geduldete Personen verzeichnen. Auch für das Jahr 2023 stehen schon wieder 240 Teilnehmende für einen Integrationskurs und 430 Personen für die übrigen Angebote auf den Anmeldelisten, wie Leiterin Inga Pleines ausführte. Bei den anderen Volkshochschulen im Kreis sieht es ähnlich aus.
„Wir machen diese Arbeit wirklich sehr gerne und auch mit sichtbarem Erfolg. Wir kommen hier jetzt aber an unsere Grenzen, wenn wir den wachsenden Bedarf zufrieden stellen sollen und es nicht gleichzeitig eine weiter gespannte und bessere Unterstützung von den zuständigen Stellen im Bund und auch vom Land gibt“, fasste Inga Pleines die Situation beim Meinungsaustausch mit dem Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner, den MdLs Beate Raudies und Thomas Hölck sowie den Kreistagsabgeordneten Verena Mohnke und Ingo Struve, der auch Uetersener SPD-Fraktionsvorsitzender ist, zusammen. Auf VHS-Seite schilderten neben Pleines auch die Vertreterinnen der Volkshochschulen aus Elmshorn, Halstenbek, Pinneberg, Tornesch-Uetersen und Wedel sowie der Landesvorsitzende der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein, Ernst Dieter Rossmann die Situation der Einrichtungen in den Orten.
Ein erstes wichtiges Thema war dabei die Bundesförderung für die Sprachförderung Jahr 2023. Zwar sind diese von den Abgeordneten im Bundestag noch einmal um 153 Millionen erhöht worden, was auch von den Gesprächspartnerinnen aus den Volkshochschulen anerkannt worden ist. Aber parallel zu den Integrationskursen, die 600 Stunden umfassen, fehlen kürzere Angebote wie Erstorientierungskurse, die gerade jetzt bei der unübersichtlichen Flüchtlingssituation aus der Ukraine und dem wachsenden noch nicht kalkulierbaren Bedarfen aus dem Chancen-Aufenthaltsrecht immer mehr nachgefragt werden und notwendig sind. Für ein solches differenziertes Angebot müssten Bund und Land zusammenwirken, so die Forderung, damit keine Brüche zum Jahr 2023 eintreten und möglichst vielen Interessierten auch wirklich zeitnah dann ein Platz angeboten werden kann. Ralf Stegner für den Bund und die Abgeordneten Beate Raudies und Thomas Hölck für das Land sagten zu, hier über ihre Fraktionen auf Klarheit und ein abgestimmtes Vorgehen zu drängen. Ralf Stegner: „Wichtig ist auch die Information der Praxiskräfte, dass die Bereitschaft zu den großen Integrationsleistungen nicht an den fehlenden Zulassungen als Integrationslehrkraft scheitern darf. Der Markt ist hier auch nach Corona sehr ausgedünnt und belastet. Ich nehme die konstruktiven Vorschläge gerne mit nach Berlin, hier eine befristete niedrigschwellige Zulassung von Sprachlehrkräften zu ermöglichen, damit die Warteschlangen vor den Volkshochschulen nicht immer länger werden. Das kann wirklich niemand wollen.“
Auch für die Erstorientierungskurse, die in Schleswig-Holstein gemeinsam vom Bund und vom Land finanziert werden, müsse eine Perspektive zur Fortsetzung gefunden werden, wie Beate Raudies in dem Gespräch deutlich machte. Die bevorstehende Öffnung der Integrationskurse für weitere Zielgruppen auch mit dem Ziel der Fachkräftegewinnung dürfe nicht dazu führen, dass bei den Übergangsangeboten von Bund und Land eine „Blockade“ entsteht, so die Abgeordnete. Da müssten Bund und Land jetzt konstruktiv im Interesse der Menschen zusammenkommen, zumal es sich im Vergleich zu anderen Positionen nicht um hohe Millionenbeträge handeln würde. Für Schleswig-Holstein stehen da 3,5 Millionen in der Diskussion, für ganz Deutschland 60 bis 80 Millionen, so die Zahlen beim Fachgespräch in Tornesch. Dabei machten die Leitungen der Volkshochschulen allerdings auch auf weitere Folgeprobleme aufmerksam. So würden die Verwaltungsaufgaben immer umfangreichen und auch die Beratungsleistungen. „Die Menschen kommen in ihrer Not mit vielen Fragen und besonderen Lebenslagen. Da muss die finanzielle Seite für die Träger wie die Volkshochschulen kalkulierbar und finanzierbar bleiben“, so Inga Pleines, die im Namen ihrer Kolleginnen deshalb eine deutliche Erhöhung der Erstattungskosten für die Honorare und den Verwaltungsaufwand forderte. Insgesamt leisten die Volkshochschulen in Deutschland fast 45 Prozent aller Kursangebote im Gesamtprogramm der Bundesregierung. Aktuell ziehen sich wegen der schwierigen Lage immer mehr andere Sprachkursträger aus der Arbeit zurück. Von Elmshorn wurde berichtet, dass von ehemals sieben Anbietern noch zwei übrig geblieben seien. Ralf Stegner: „Die Volkshochschulen sind für die Integration unverzichtbar. Und es ist gut, dass wir sie als stabile und gemeinnützige Träger in den Städten und Gemeinden haben, die jetzt auch entsprechend gestützt und in ihrer Arbeit stabilisiert werden müssen.“
Foto v.l.n.r.: Ingo Struwe, Kreistagsabgeordneter und SPD-Fraktionschef in Uetersen, Landtagsabgeordneter Thomas Hölck, Bundestagsabgeordneter Ralf Stegner, Silke Reher-Rose (VHS Pinneberg), Claudia Bolsinger (VHS Wedel), Ingrid Giogli-Linke und Inga Pleines (VHS Tornesch-Uetersen) (obere Reihe), sowie SPD-Kreistagsabgeordnete Verena Mohnke, Landtagsabgeordnete Beate Raudies und Beate Lorkowski und Sara Grafschafter von der VHS Halstenbek (untere Reihe, v.l.n.r.).