Die Sozialdemokraten im Kreis Pinneberg trauern um ihren Ehrenvorsitzenden. Im Alter von 83 Jahren ist Hans Helmut Birke aus Elmshorn nach schwerer Krankheit gestorben. Er hinterlässt vier Kinder. Hannes, wie er von allen nur genannt wurde, war eine Naturgewalt. Anders kann man nicht beschreiben, mit welcher Leidenschaft er sich in die politische Diskussion und in das politische Ehrenamt geworfen hat. Wer ihn erlebt hat, auf den hinterließ er Eindruck, so oder so.
19 Jahre war Hannes Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes und hielt den Laden zusammen, führte ihn an, gab die politische Richtung vor und prägte die Förderung mehrerer Generationen an SPD-Nachwuchs im Kreis Pinneberg. „Hannes war ein aufrechter, raubeiniger Sozialdemokrat, der sich für soziale Gerechtigkeit eingesetzt hat wie kein anderer“, würdigt der SPD-Kreisvorsitzende Thomas Hölck seinen Vorgänger.
Wortgewandt und angriffslustig präsentierte Hannes Birke sich außerdem über fast fünf Jahrzehnte hinweg im Pinneberger Kreistag, 22 Jahre lang als Fraktionsvorsitzender der SPD.
Mit Hannes auf Augenhöhe zu kommen, war nicht leicht – er hielt nichts von Schlauschnackern, seinen Respekt musste man sich verdienen. Viele politische Gegner nahmen das zum Anlass, sich an ihm abzuarbeiten, und so sind sicherlich die leidenschaftlichsten Rededebatten im Rund des Kreistages immer unter Beteiligung von Hannes Birke geführt worden. Dass man ihm dabei inhaltlich kaum etwas vormachen konnte, fuchste weniger gut vorbereitete Abgeordnete merklich. „Auf Hannes war immer Verlass, das hat mich am meisten beeindruckt“, sagt Hans-Peter Stahl, der im vorigen Jahr den Fraktionsvorsitz von Birke übernommen hat.
Doch nicht nur im Kreis Pinneberg, im ganzen Landesverband war Hannes eine Instanz. Trat er auf dem Landesparteitag ans Redepult, dann war ihm die Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher. Sein Wort hatte Gewicht, nicht immer errang er die Mehrheit, aber immer konnte er sicher sein, dass alle ihm zugehört hatten und seine Worte nachhallten. So saß er denn auch unzählige Male in diversen Kommissionen, um beispielsweise Landeswahlprogramme entscheidend mitzuprägen. Den Kreis Pinneberg vertrat er dabei auch über viele Jahre hinweg im Landesparteirat.
Dabei war Hannes ein unglaublich fleißiger Arbeiter im politischen Ehrenamt. Niemand war so gut vorbereitet wie er, niemand wusste so genau, wen man anrufen muss, um Informationen zu bekommen, niemand verstand es wie er, die erlangten Informationen so zielgerichtet zusammen zu setzen, um seine und unsere politischen Ziele mehrheitsfähig zu machen. Viel hat er angestoßen, viel hat er mit bewegt, und immer hatte er dabei die Schwachen in der Gesellschaft im Blick, so z.B. die PatientInnen der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Elmshorn, deren schulische Möglichkeiten ihm wichtig waren.
Birke war Sozialarbeiter und Lehrer an der Hamburger Fachschule für Pädagogik. 1966 bis 1968 war er als Entwicklungshelfer in Vietnam tätig. Birke wurde in der Niederlausitz geboren und stammte aus einer sozialdemokratischen Familie. Seit 1970 war er SPD-Mitglied.
Wer einmal die Gelegenheit hatte, mit dem Privatmenschen Hannes Birke ins Gespräch zu kommen, erlebte statt des öffentlichen lauten Redners einen sehr tiefsinnigen, ruhigen, den Menschen zutiefst zugewandten, humorvollen Mann. Wenn er von seiner Zeit als Entwicklungshelfer in Vietnam oder aber von seiner Zeit als Arbeiter im Hamburger Hafen erzählte, leuchteten seine Augen und man verstand, woher seine Leidenschaft im Kampf für eine bessere Zukunft rührte. Hannes hatte erlebt, wovon er sprach, war seinen eigenen Lebensweg gegangen.
Hannes Birke war Sozialdemokrat aus tiefstem Herzen und in seiner Überzeugung und Einsatzbereitschaft ein Vorbild für viele. Wir haben viele Jahrzehnte lang von seiner scheinbar unendlichen Energie profitieren dürfen und sind traurig, dass er nun so eine große Lücke in unseren Reihen reißt.
Danke, Hannes!
Unsere Gedanken sind bei Hannes‘ Familie.