Das Kulturforum der Kreis Pinneberger SPD berät in der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen
Erinnerung muss gepflegt werden, damit sie lebendig bleibt. Die Vorträge und die Aussprache zum Projekt „Erinnerungskultur im Kreis Pinneberg“, zu denen das Kulturforum der Kreis Pinneberger SPD kürzlich nach Springhirsch an der B 4 in die Gedenkstätte für das KZ-Kaltenkirchen eingeladen hatte, fanden denn auch interessierte und kompetente Gäste aus allen Teilen des Kreises Pinneberg. Beate Raudies, Landtagsvizepräsidentin der SPD und Sprecherin des Kulturforums, konnte für die fachliche Einführung in das Thema Prof. Manfred Grieger, Projektleiter aus Göttingen, und Marc Czichy, Leiter der Gedenkstätte Kaltenkirchen, vor Ort begrüßen. Die Wahl der Gedenkstätte als Veranstaltungsort wollte die SPD –Politikerin auch als Zeichen verstanden wissen, „dass die Debatte um Erinnerung sehr konkret ist und die Auseinandersetzung um Menschenrechte, Totalitarismus und Demokratie an regionale Spuren anknüpfen kann und muss.“
Prof. Grieger stellte hierzu in seinem Vortrag heraus, dass der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit im Wandel begriffen ist. Das „Verstummen“ der Zeitzeugen wie das Erstarken von antidemokratischen Entwicklungen stellten eine Herausforderung dar, die vor allen Dingen mit Freude und Leidenschaft an der Erinnerungsarbeit und der Übertragung auf neue Fragestellungen in der Gegenwart und Zukunft und mit lokalem Engagement angegangen werden müssten. Insbesondere dem Zusammenwirken von Zivilgesellschaft, Bildungseinrichtungen aller Art und kommunalen Einrichtungen komme hier Bedeutung zu. Gemeinsame, parteiübergreifende und transparente Diskussionen darüber, wie eine nachhaltige und innovative Erinnerungskultur sich ständig weiter entwickeln müsse, seien eine wichtige Voraussetzung für deren Gelingen und Wirkung.

Beispiele hierfür konnte Marc Czichy aus der Arbeit der Gedenkstätte Kaltenkirchen geben, der nicht nur die Besuche von Schulklassen bis hin zu einer förmlichen Kooperation mit den Beruflichen Schulen des Kreises Pinneberg vorstellen konnte wie auch die Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen in Bad Bramstedt und Norderstedt, sondern auch mit Bundeswehr, Polizei und Bundespolizei. Marc Czichy würdigte das übergreifende finanzielle Engagement von Stellen des Bundes, des Landes und der kommunalen Ebene. Hier würden kommunale Mittel sowohl aus dem Kreis Segeberg wie aus dem Kreis Pinneberg kommen. Die lokale Verantwortung und Mitgestaltung der Gedenkstätte und ihrer Außenanlagen sei auch deshalb so wichtig, weil darüber nachhaltig deutlich würde, dass die NS – Verbrechen nicht nur weit entfernt in Auschwitz oder Buchenwald geschehen seien, sondern „vor aller Augen“ auch in der Nachbarschaft. Nach der erfolgreichen Beteiligung an der Bundesinitiative „Erinnerungsland“, mit der sogenannte kleine Orte der Erinnerung stärker unterstützt werden sollen, seien weitere Verbesserungen in der Ausstellung und den anderen Medien jetzt möglich werden.
In der lebhaften Aussprache mit Prof. Grieger und Marc Czichy wurden neben Anmerkungen im Grundsätzlichen wie der Bedeutung von Gedenktagen in Deutschland auch Fragen zur Kontextualisierung von Denkmälern und Erinnerungsstätten an die Weltkriege, von Aufklärung über Totalitarismus, von Erinnerung an Rassismus, Kolonialismus und die Lebensbiographien nach Vertreibung und Migration angesprochen. Prof. Grieger und sein Team, das jetzt aktuell weitere Impulse von einer bis zum 30. September durchgeführten Online – Umfrage auswertet, betonten noch einmal den nachhaltigen Prozess von Erinnerungskultur. „Erinnerung lebt davon, dass sie sich über neue Generationen von Menschen ständig weiterentwickelt.“ Er wertete es als „vorbildlich“, dass der Kreis Pinneberg sich hierzu mit einer ortsübergreifenden Bestandsaufnahme und Ideensammlung engagieren würde. Beate Raudies als Sprecherin des SPD – Kulturforums erinnerte daran, dass es in der Region mit der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen und der geplanten NS-Gedenkstätte im Himmelmoor in Quickborn für jüdischen Gefangene bedeutende „Lernorte“ gibt, aber auch viele kleine Aufforderungen zum Innehalten mit den „Stolpersteinen“ in den Straßen, bei Denkmälern und auf den Friedhöfen. Raudies: „ Wir stehen im Kreis in allen Städten und Gemeinden in der Verantwortung, die Erinnerung gemeinsam zu pflegen, damit solche Schrecken nie wiederkehren.“